Haare fallen mit Wurzel aus? Ursachen, Diagnose und wirkungsvolle Lösungen
Plötzlich mehr Haare in der Bürste oder beim Waschen — und jedes einzelne hat noch eine kleine „Wurzel“ am Ende? Das verunsichert viele. Hier erfahren Sie, was ein Haar mit Wurzel bedeuten kann, wann es harmlos ist und welche Schritte wirklich helfen.
Was bedeutet es, wenn Haare mit der Wurzel ausfallen?
Wenn ein ausgefallenes Haar ein kleines, oft weißes oder gelblich-transparentes ‚Knöpfchen‘ am Ende hat, handelt es sich meist um das verhornte Ende des Haarfollikels — den Haarbulbus. Das ist nicht automatisch ein Alarmzeichen: Pro Tag verliert jeder Mensch 50–100 Haare als Teil des normalen Haarzyklus. Entscheidend ist die Menge, das Muster (diffus oder nur an bestimmten Stellen) und Begleitsymptome wie Rötung, Schmerzen oder kahlen Stellen.
Der Haarzyklus in Kurzform
- Anagenphase (Wachstumsphase): Dauer Jahre; Schäden führen zu anagenem Effluvium (z. B. bei Chemotherapie).
- Katagenphase (Übergang): Kurz, Follikel verkürzt sich.
- Telogenphase (Ruhephase): Haar löst sich und fällt aus — das sichtbare weiße Ende ist typisch für Telogenhaare.
Häufige Ursachen, wenn Haare mit der Wurzel ausfallen
- Telogen Effluvium: Häufig nach Stress, Krankheit, Operation, starker Gewichtsabnahme oder nach Infekten. Vermehrter Haarausfall einige Wochen bis Monate nach dem Auslöser.
- Anagen Effluvium: Plötzlicher Verlust während der Wachstumsphase, typisch bei Zytostatika (Chemotherapie).
- Traktionsalopezie: Mechanische Schädigung durch straffe Frisuren, Extensions oder häufiges Ziehen — Haare brechen nahe der Wurzel.
- Alopezie areata: Autoimmunerkrankung mit runden kahlen Stellen; einzelne Haare können mit Wurzel ausfallen.
- Entzündliche oder vernarbende Alopezien: Infektionen (z. B. Pilze), schwere Entzündungen oder Narbenbildung zerstören den Follikel dauerhaft.
- Hormonelle Ursachen: Schilddrüsenstörungen, Androgene bei Männern und Frauen (z. B. PCOS).
- Nährstoffmängel und Medikamente: Eisenmangel (niedriges Ferritin), Vitamin-D-Mangel, schwerer Proteinmangel oder Nebenwirkungen bestimmter Medikamente.
Wie erkennt man, ob es ernst ist?
Achten Sie auf folgende Warnzeichen, die eine rasche ärztliche Abklärung erfordern:
- Plötzliches, sehr massives Ausfallen (mehrere hundert Haare pro Tag)
- Gezielte kahle Stellen oder vernarbende Veränderungen der Kopfhaut
- Begleitsymptome wie Juckreiz, Schmerz, Rötung oder Schuppen
- Systemische Symptome: Gewichtsverlust, Müdigkeit, ungewöhnliche Blutungsneigung (Hinweis auf Stoffwechsel- oder Hormonstörungen)
Welche Untersuchungen machen Sinn?
- Anamnese & klinische Untersuchung: Frisier- und Haarpflegegewohnheiten, Zeitpunkt des Beginns, Medikamente, Stressereignisse.
- Pull-Test: Der Arzt zieht leicht an einer Haarsträhne, um abzuschätzen, wie viele Haare ohne großen Widerstand herausgehen.
- Trichoskopie: Auflichtmikroskopie der Kopfhaut zur Beurteilung von Haarfollikeln.
- Bluttests: Ferritin, Hb, TSH/T4, Vitamin D, ggf. Folsäure, B12, ANA, männliche Hormone (bei Auffälligkeiten).
- Biopsie: Bei unklarer, entzündlicher oder vernarbender Alopezie kann eine Hautprobe nötig sein.
Behandlungsoptionen — was wirklich hilft
Die Therapie richtet sich nach Ursache und Schweregrad:
- Ursache beseitigen: Bei Telogen Effluvium reicht oft das Abstellen des Auslösers (z. B. Behandlung einer Schilddrüsenstörung, Absetzen eines auslösenden Medikaments).
- Topische Therapien: Minoxidil (z. B. Regaine®) kann bei androgenetischer Alopezie und teilweise bei diffusem Haarausfall helfen.
- Systemische Therapien: Finasterid (bei Männern), Schilddrüsenhormone, Eisen bei nachgewiesenem Mangel.
- Entzündungshemmende Maßnahmen: Kortison-Injektionen bei Alopezie areata, orale Immunmodulatoren bei schweren Fällen.
- Regenerative Verfahren: PRP (Platelet-Rich Plasma), microneedling oder in ausgewählten Fällen Haartransplantation.
- Verhaltenstherapeutisch / Präventiv: Schonende Frisuren, Verzicht auf Hitze/chemische Behandlungen, Stressreduktion.
Hausmittel und Alltagstipps
- Sanfte Haarpflege: milde Shampoos, nicht zu heißes Wasser, kein aggressives Bürsten bei nassem Haar.
- Ernährung: ausgewogen mit ausreichend Protein, Eisen (bei Bedarf supplementieren), Vitamin D und Zink bei nachgewiesenem Mangel.
- Stressmanagement: Schlaf, Entspannungstechniken, ggf. psychologische Unterstützung.
- Achten Sie auf sichtbare Veränderungen: Dokumentieren Sie das Haarausfallmuster mit Fotos.
Prognose
Viele Fälle von vermehrtem Haarausfall mit sichtbarer Wurzel — vor allem Telogen Effluvium — sind reversibel und normalisieren sich binnen Monaten, sobald der Auslöser beseitigt ist. Vernarbende Alopezien führen hingegen zu dauerhaftem Haarausfall und benötigen frühzeitige fachärztliche Behandlung.
Wann zum Arzt?
Vereinbaren Sie einen Termin bei einem Hautarzt (Dermatologen), wenn der Haarausfall plötzlich stark auftritt, kahle Stellen entstehen, die Kopfhaut schmerzhaft oder entzündet wirkt oder wenn Sie zusätzlich systemische Beschwerden haben. Dermatologen bieten gezielte Tests (Trichoskopie, Biopsie) und Therapien an.
Weiterführende, verlässliche Informationen
- Allgemeine Informationen zu Ursachen und Therapien: NDR Ratgeber
- Praxisnahe Erklärungen zur Bedeutung der weißen Wurzel: Haardiagnose Dr. Beyer
- Informationen zu lokalem Minoxidil: Regaine
Fazit: Ein einzelnes Haar mit sichtbarer Wurzel ist in vielen Fällen unbedenklich. Entscheidend sind Menge, Muster und Begleitsymptome. Bei Unsicherheit oder auffälligem Verlauf ist eine dermatologische Abklärung sinnvoll — je früher, desto besser die Chancen auf Wiederherstellung.
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