Eigenblut fürs Knie: Wie PRP/ACP wirkt, was Studien sagen und für wen es sinnvoll ist
Eigenbluttherapien wie PRP oder ACP gelten als schonende Option bei Kniebeschwerden. Dieser Artikel erklärt Wirkprinzip, Ablauf, Erfolgsaussichten, mögliche Risiken und worauf Sie bei der Wahl der Behandlung achten sollten.
Was ist Eigenbluttherapie beim Knie?
Bei Eigenbluttherapien wird Blut aus dem eigenen Körper entnommen, aufbereitet und in das erkrankte Kniegelenk oder an das verletzte Gewebe injiziert. Ziel ist die lokale Förderung von Heilungsprozessen durch Wachstumsfaktoren und Zellen aus dem Blut. Zwei gängige Bezeichnungen sind PRP (Platelet‑Rich Plasma) und ACP (Autologous Conditioned Plasma) — beide Varianten konzentrieren Thrombozyten (Blutplättchen), unterscheiden sich jedoch in Vorbereitung und Konzentration.
Bei welchen Knieproblemen wird die Behandlung eingesetzt?
- Kniearthrose (leichte bis mittlere Stadien)
- Sehnen‑ und Bandbeschwerden (z. B. Patellasehnenreizung, Tendinopathien)
- Postoperative oder chronische Reizzustände im Gelenk
- Sportverletzungen mit verlangsamter Heilung
Wirkungsmechanismus kurz erklärt
Plättchen enthalten Wachstumsfaktoren (z. B. PDGF, TGF‑β), die Entzündungen modulieren, Zellen zur Reparatur anregen und die Bildung von neuem Gewebe unterstützen können. Durch die gezielte Injektion sollen diese Prozesse lokal verstärkt werden. Die konkrete Regenerationsleistung beim Knorpel ist wissenschaftlich umstritten — Besserungen betreffen oft Schmerzlinderung und Funktion, nicht zwangsläufig vollständigen Knorpelaufbau.
Ablauf der Behandlung
- Voruntersuchung und Beratung durch Orthopäden/Sportmediziner.
- Blutentnahme (meist 10–30 ml) unter sterilen Bedingungen.
- Zentrifugation/Aufbereitung zur Konzentration der Thrombozyten (Dauer: ca. 10–20 Minuten).
- Injektion in das Knie, ggf. unter Ultraschallkontrolle.
- Nachsorge: Schonung für kurze Zeit, Physiotherapie empfohlen.
Häufig wird eine Serie von 1–3 Injektionen im Abstand von 1–4 Wochen empfohlen. Manche Konzepte sehen Auffrischungen nach 6–12 Monaten vor.
Wie gut hilft die Eigenbluttherapie beim Knie?
Die wissenschaftliche Lage ist gemischt: Einige Studien und Metaanalysen berichten über eine kurzfristige bis mittelfristige Schmerzlinderung und Funktionsverbesserung bei Kniearthrose im Vergleich zu Placebo oder Physiotherapie. Andere Studien zeigen nur geringe oder keine Vorteile — die Ergebnisse hängen stark von der Art der PRP‑/ACP‑Zubereitung, der Studienqualität und dem Schweregrad der Arthrose ab. Eine aktuelle Übersicht für Laien und Medien finden Sie z. B. beim NDR: Eigenbluttherapie: Wirksamkeit, Nebenwirkungen und Kosten.
Wichtig: Bei fortgeschrittener Arthrose ist die Wirkung oft begrenzt. Bei leichten bis mittelgradigen Veränderungen sind die besten Erfolgsaussichten.
Nebenwirkungen und Risiken
- Vorübergehende Schmerzen, Schwellung oder lokale Entzündungsreaktion nach der Injektion
- Infektionsrisiko (sehr selten bei steriler Durchführung)
- Allergien sind unwahrscheinlich, da Eigenblut verwendet wird
- Nicht geeignet bei aktiven Infektionen, bestimmten Blutgerinnungsstörungen oder bei unkontrollierter Tumorerkrankung
Die Therapie gilt insgesamt als relativ sicher, wenn sie von erfahrenem Personal unter sterilen Bedingungen durchgeführt wird.
Kosten und Erstattung
Eigenbluttherapien werden in Deutschland meist nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung übernommen und sind eine privat zu zahlende Leistung (IGeL). Kosten pro Injektion liegen typischerweise im Bereich von ca. 100–400 €; eine komplette Behandlung (mehrere Sitzungen) kann daher mehrere hundert bis über tausend Euro kosten. Preise variieren nach Praxis, verwendeter Aufbereitungstechnik und Region.
Kombinationen und Alternativen
- Hyaluronsäure‑Injektionen: meist zur Schmierung und Schmerzreduktion; miteinander kombinierbar, aber nicht immer erforderlich
- Physiotherapie, Gewichtsreduktion, Schmerztherapie und Knorpel schützende Maßnahmen sind wichtige ergänzende Maßnahmen
- Bei schwerer Arthrose bleibt der Gelenkersatz (Knieprothese) die etablierteste Option
Wie wählen Sie den richtigen Anbieter?
- Facharztqualifikation (Orthopädie, Unfallchirurgie, Sportmedizin)
- Erfahrung mit PRP/ACP‑Verfahren und transparente Erklärung des Verfahrens
- Sterile Bedingungen und professionelle Aufbereitungstechnik
- Realistische Aufklärung zu Erfolgsaussichten, Risiken und Kosten
Praktische Tipps vor der Behandlung
- Lassen Sie Bildgebung (Röntgen, MRT) und Befunde prüfen — der Grad der Arthrose beeinflusst die Erfolgsaussichten.
- Fragen Sie nach der genauen Aufbereitung (PRP‑Typ, Farbgebung, Konzentration) — das beeinflusst die Wirksamkeit.
- Erkundigen Sie sich nach Studien, Erfahrungen der Praxis und Nachsorgekonzepten.
Fazit
Eigenbluttherapien können beim Knie Schmerzen lindern und die Funktion verbessern – besonders bei leichten bis mittelgradigen Arthrosen und bestimmten Sehnenverletzungen. Die wissenschaftliche Evidenz ist heterogen; Erfolg hängt von Verfahren, Patientenauswahl und Nachbehandlung ab. Besprechen Sie individuell Nutzen, Alternativen und Kosten mit einem qualifizierten Facharzt, bevor Sie sich für die Behandlung entscheiden.