Wenn die Körpertemperatur 35,5 °C beträgt — was die Schilddrüse damit zu tun haben kann
Eine wiederholt niedrige Morgen‑Körpertemperatur (z. B. 35,5 °C) weckt bei vielen Menschen den Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion. Dieser Artikel erklärt, wie Temperatur und Schilddrüse zusammenhängen, wie Sie richtig messen und welche Schritte sinnvoll sind.
Einführung: 35 5 körpertemperatur schilddrüse — was steckt dahinter?
Die Kombination aus den Suchbegriffen "35 5 körpertemperatur schilddrüse" beschreibt ein häufiges Anliegen: wiederholt gemessene Temperaturen um 35,5 °C als mögliche Hinweisgröße für eine verminderte Schilddrüsenfunktion. Tatsächlich beeinflussen Schilddrüsenhormone den Stoffwechsel und damit auch die Wärmeproduktion des Körpers. Aber: die Messergebnisse müssen richtig interpretiert werden — viele Faktoren können die Temperatur senken oder erhöhen.
Wie hängen Schilddrüse und Körpertemperatur zusammen?
Schilddrüsenhormone (vor allem T3 und T4) steigern den Grundumsatz in Zellen. Bei einer Unterfunktion (Hypothyreose) sinkt der Stoffwechsel, was sich oft in Kälteempfindlichkeit und gelegentlich in einer leicht erniedrigten Körpertemperatur zeigt. Historisch nutzten einige Therapeuten die Basaltemperatur (Morgentemperatur) als Screening‑Methode (u. a. nach Broda Barnes), doch wissenschaftlich ist diese Methode nicht präzise genug, um eine Schilddrüsenerkrankung allein zu diagnostizieren.
Was bedeutet eine Temperatur von rund 35,5 °C?
- Hinweis, kein Beweis: Eine einmalig gemessene 35,5 °C kann harmlos sein (Messfehler, kalte Umgebung, kurz vor der Messung aktiv gewesen). Wiederholte Werte um 35,5 °C können aber ein Indiz für eine reduzierte Stoffwechselaktivität sein.
- Basaltemperatur‑Bereiche: Viele Praxen sehen die normale morgendliche Basaltemperatur zwischen etwa 36,4–36,8 °C. Werte unter ~36,0 °C geben Anlass zur genaueren Abklärung; bei 35,5 °C ist ein Gespräch mit dem Hausarzt oder Endokrinologen empfehlenswert.
- Dringlichkeit: Sehr tiefe Kerntemperaturen (< 35,0 °C) sind potenziell gefährlich (Hypothermie) und erfordern sofortige ärztliche Hilfe. Temperaturen um 35,5 °C sind in der Regel nicht akut lebensbedrohlich, sollten aber nicht ignoriert werden, wenn sie wiederholt auftreten oder mit Symptomen (starke Müdigkeit, Gewichtszunahme, Haarausfall, Kälteintoleranz) einhergehen.
Wie messen Sie korrekt? Die Basaltemperatur‑Methode
Richtige Messung ist entscheidend, da kleine Abweichungen große Unterschied im Ergebnis machen können.
- Wann messen: Direkt nach dem Aufwachen, noch während Sie liegen und bevor Sie aufstehen oder körperlich aktiv werden.
- Wie oft: Täglich über 2–4 Wochen, um Schwankungen sichtbar zu machen.
- Messort: Oral (unter der Zunge) ist üblich und vergleichsweise zuverlässig. Axillär (unter der Achsel) ist einfacher, misst aber meist etwas niedriger. Rektal liefert die genaueste Kerntemperatur, ist aber unpraktisch für den Alltag.
- Gerät: Digitales, kalibriertes Thermometer (hochauflösend, mindestens 0,1 °C-Kennzeichnung).
- Störfaktoren: Alkohol am Vorabend, Schlafmangel, Fieber, Infekte, Medikamente (z. B. Betablocker), Menstruationszyklus und Raumtemperatur können Messergebnisse beeinflussen.
Welche Werte und Befunde sind sinnvoll?
Wenn die gemittelte Basaltemperatur über mehrere Tage/Wochen deutlich niedrig bleibt (z. B. dauerhaft 35,5–35,9 °C), sollte das mit einer ärztlichen Abklärung verbunden werden. Typische Laborwerte, die anzuordnen sind:
- TSH (Thyreoidea‑stimulierendes Hormon)
- freies T4 (fT4) und ggf. freies T3 (fT3)
- Schilddrüsenantikörper (Anti‑TPO, Anti‑Tg) bei Verdacht auf Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto)
Zusätzlich können andere Ursachen einer niedrigen Temperatur geprüft werden (z. B. Nebennierenfunktion, Unterernährung, chronische Erkrankungen).
Grenzen der Temperaturmessung und evidenzbasierte Sicht
Die Basaltemperatur kann ein nützlicher Hinweisgeber sein, sie ersetzt aber keine Laboruntersuchungen. Studien zeigen, dass Temperatur allein nicht sensitiv oder spezifisch genug ist, um Schilddrüsenfunktionsstörungen sicher zu diagnostizieren. Daher gilt:
- Nutzen: kostengünstiges Screening, kann Veränderungen im Zeitverlauf aufzeigen.
- Nachteil: viele Störgrößen, Messungenauigkeiten, keine eindeutige Korrelation mit Hormonspiegeln.
Für vertiefende Informationen zu Diagnostik und Leitlinien siehe z. B. das Patienten‑Informationsangebot der Mayo Clinic oder Fachleitlinien der Endocrine Society.
Praktische Schritte, wenn Ihre Temperatur wiederholt bei ~35,5 °C liegt
- Messen Sie korrekt: digitales Thermometer, täglich morgens, 2–4 Wochen dokumentieren.
- Führen Sie ein Symptomtagebuch: Müdigkeit, Gewicht, Haut, Haare, Menstruation, Kälteempfinden.
- Suchen Sie einen Arzt auf und bringen Sie die Temperaturkurve mit. Bitten Sie um TSH, fT4, ggf. fT3 und Antikörper‑Tests.
- Besprechen Sie mögliche Ursachen und weitere Abklärungen (Nebennieren, Medikamente, Infekte).
- Bei starkem Unwohlsein, Bewusstseinsstörungen oder sehr niedriger Temperatur (<35 °C): Notfallversorgung aufsuchen.
Lebensstil und weitere Tipps
- Achten Sie auf ausreichende Kalorien‑ und Nährstoffzufuhr; Mangelernährung senkt den Stoffwechsel.
- Stellen Sie sicher, dass Sie genug Schlaf haben und Stress managen — chronischer Stress beeinflusst Hormone.
- Nährstoffe wie Jod und Selen sind wichtig für die Schilddrüse, aber eine Supplementierung sollte nur nach Laborbefund und ärztlicher Beratung erfolgen.
- Bei bekannter Schilddrüsenerkrankung: Therapieadhärenz (regelmäßige Einnahme von Schilddrüsenhormonen) und Follow‑up‑Laborwerte sind entscheidend.
Fazit
Eine morgendliche Körpertemperatur um 35,5 °C kann ein Hinweis auf eine verminderte Schilddrüsenfunktion sein, ist aber kein Beweis. Die korrekte Messung über mehrere Wochen, kombiniert mit einer ärztlichen Blutdiagnostik (TSH, fT4, fT3, Antikörper), liefert belastbare Ergebnisse. Bei anhaltenden Symptomen oder sehr niedrigen Temperaturen sollten Sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen.
Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen eine einfache Vorlage für das Temperatur‑ und Symptomtagebuch erstellen, das Sie Ihrem Arzt mitbringen können.