Privatsprechstunde: Wie viel kostet sie wirklich? Klarer Überblick für Patienten
Sie überlegen, eine Privatsprechstunde in Anspruch zu nehmen — wissen aber nicht, mit welchen Kosten zu rechnen ist? Dieser Ratgeber erklärt transparent, welche Faktoren den Preis bestimmen, welche Beträge typisch sind und wie Sie als Patient Kostenfallen vermeiden.
Was ist eine Privatsprechstunde?
Eine Privatsprechstunde ist ein Arzttermin, dessen Kosten nicht von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) übernommen werden. Das kann für Privatversicherte, Selbstzahler (Selbstzahlerleistung) oder GKV-Versicherte gelten, die eine gesonderte, kostenpflichtige Sprechstunde bei einem Arzt in Anspruch nehmen. Leistungen werden meist nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet.
Wer zahlt die Kosten privatsprechstunde?
- Privatversicherte: Die Rechnung wird in der Regel von der privaten Krankenversicherung erstattet — abhängig vom Vertrag.
- GKV-Versicherte: Müssen die Kosten selbst tragen, wenn sie als Selbstzahler die Privatsprechstunde nutzen. Erstattung durch die Krankenkasse ist meist ausgeschlossen.
- Selbstzahler: Personen ohne Versicherung oder mit Wunsch nach individueller Leistung tragen die Rechnung direkt.
Worauf sich die Kosten für eine Privatsprechstunde beziehen
Die Summe einer Rechnung setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen:
- Grundpauschale für das Arztgespräch: Zeitaufwand, Anamnese, Befundbesprechung.
- Untersuchungen: Körperliche Untersuchungen, apparative Diagnostik (z. B. Ultraschall), EKG.
- Material- und Laborkosten: Verbandsmaterial, Laboranalysen, Schnelltests.
- Therapeutische Maßnahmen: Injektionen, kleine Eingriffe, Wundsorgen.
- Sonderleistungen: verlängerte Sprechzeit, spezielle Messungen oder Gutachten.
Typische Preisbereiche — realistische Beispiele
Konkrete Preise variieren stark nach Fachrichtung, Praxis, Region und Behandlungsumfang. Orientierung:
- Kurze Hausarzt-Sprechstunde (Basis): ca. 30–80 €
- Facharzt-Sprechstunde (Standard): ca. 50–180 €
- Ersttermin / ausführliche Untersuchung: 80–250 € (je nach Zeitaufwand und Spezialuntersuchungen)
- Apparative Zusatzuntersuchungen: Ultraschall 30–120 €, EKG 20–60 €, Labortests variabel
Beispiele aus der Praxis: Ein kurzes Beratungsgespräch beim Hausarzt kann bei Selbstzahlern mit 30–70 € berechnet werden; bei Fachärzten (z. B. Dermatologe, Orthopäde) sind 50–180 € für eine reguläre Privatsprechstunde üblich. Werden Materialien oder technische Verfahren benötigt, kommen weitere Posten hinzu.
Wie Ärzte abrechnen: GOÄ und Multiplikatoren
Privatärztliche Leistungen werden häufig nach der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) abgerechnet. Jede Leistung hat eine Ziffer mit einem Gebührensatz (Punktwert). Ärzte dürfen bestimmte Multiplikatoren anwenden (z. B. einfacher, 2,3‑facher oder höherer Satz) — abhängig von Schwierigkeit, Zeitaufwand und Komplexität. Fragen Sie vorab nach, welche GOÄ‑Ziffern abgerechnet werden, damit Sie die Rechnung nachvollziehen können.
Weiterführende Informationen zur GOÄ finden Sie z. B. bei der Bundesärztekammer: bundesaerztekammer.de.
Erstattung durch private Krankenversicherung und Zusatzversicherung
- Private Krankenversicherung (PKV): Erstattet meist nach Einreichung der Privatrechnung — Umfang hängt vom Vertrag und den vereinbarten Sätzen (z. B. GOÄ 2,3‑fach) ab.
- Zusatzversicherung: Manche GKV‑Versicherte haben private Zusatzpolicen, die (teilweise) Kosten für Privatsprechstunden übernehmen.
- GKV: Erstattung selten — Ausnahmen z. B. bei vorheriger Genehmigung oder medizinischer Notwendigkeit.
Tipps, um Überraschungen zu vermeiden
- Fragen Sie vorab nach einem Kostenvoranschlag: Lassen Sie sich grobe Preisangaben geben — insbesondere bei Erstterminen oder geplanten Untersuchungen.
- Erkundigen Sie sich, was inklusive ist: Werden Labortests, Materialien oder Nachsorgetermine extra berechnet?
- Bitten Sie um schriftliche Rechnung mit GOÄ‑Ziffern: Das erleichtert die Einreichung bei der PKV und die Überprüfung.
- Vergleichen Sie Praxis‑Preise: Viele Praxen veröffentlichen Preislisten oder geben telefonisch Auskunft.
- Nutzen Sie Videosprechstunden als Option: Manche Praxen bieten telemedizinische Beratungen günstiger an.
- Prüfen Sie Ihren Versicherungsvertrag: Wissen Sie, welche Sätze (GOÄ‑Multiplikatoren) Ihre PKV erstattet?
Rechtliches und Patientenrechte
Ärzte müssen Patienten über anfallende Kosten informieren, wenn Leistungen nicht von der GKV übernommen werden. Als Patient haben Sie das Recht auf transparente Informationen vor dem Termin und auf eine detaillierte Rechnung nach der Behandlung.
Fazit — wie Sie die privaten Kosten sinnvoll einschätzen
Die kosten einer privatsprechstunde hängen von Praxis, Fachrichtung, Umfang und eingesetzten Untersuchungen ab. Orientieren Sie sich an den genannten Preisbereichen, holen Sie vor dem Termin einen Kostenvoranschlag ein und verlangen Sie eine nachvollziehbare Rechnung. So vermeiden Sie unangenehme Überraschungen und können Kosten bei Ihrer Versicherung korrekt geltend machen.
Sie möchten wissen, was Ihre gewünschte Praxis berechnet? Rufen Sie in der Praxis an oder schauen Sie auf deren Website nach einer Preisliste — viele Praxen veröffentlichen transparente Informationen für Selbstzahler.