Schwellkörperinjektionstest: Wann, wie und was das Ergebnis bedeutet
Der Schwellkörperinjektionstest (SKIT) ist ein wichtiges diagnostisches Mittel bei Erektionsstörungen. In diesem Beitrag erkläre ich leicht verständlich, wann der Test sinnvoll ist, wie er abläuft, welche Risiken bestehen und wie die Ergebnisse interpretiert werden können.
Der Schwellkörperinjektionstest (häufig abgekürzt SKIT, teils auch SKAT für die Autoinjektion) ist eine medizinische Untersuchungsmethode zur Abklärung der Ursache einer Erektionsstörung (erektile Dysfunktion). Dabei wird ein Medikament direkt in den Penisschwellkörper gespritzt, um eine gezielte Erektion auszulösen. Der Test kann helfen, zwischen psychogenen, vaskulären (gefäßbedingten) und neurogenen Ursachen zu unterscheiden und ist oft eine Vorstufe zu weiterführenden Untersuchungen wie der Duplex-Sonographie.
Wann ist der Test sinnvoll?
- Unklare Erektionsstörung trotz vorheriger Anamnese und Basisuntersuchungen
- Verdacht auf Gefäßursache (Durchblutungsstörung) oder Venensklerose
- Prüfung der Wirksamkeit lokaler Medikamente (z. B. Alprostadil)
- Vor einer Entscheidung für invasive Therapien (z. B. Schwellkörperprothese)
- Kontrolle nach Gefäß- oder urologischen Eingriffen
Welche Medikamente werden verwendet?
Am häufigsten kommt Alprostadil (Prostaglandin E1) zum Einsatz. Manchmal werden Kombinationen mit Papaverin und Phentolamin genutzt (so genannte Trimix-Präparate), weil sie stärker und zuverlässiger wirken. Die genaue Dosis bestimmt der behandelnde Urologe individuell.
Vorbereitung und Kontraindikationen
- Vorherige Blutgerinnungsstörungen, Antikoagulation (Blutverdünner) oder bekannte Allergien gegen Wirkstoffe müssen besprochen werden.
- Akute Peniserkrankungen (z. B. aktive Infektion) sind kontraindiziert.
- Bei Patienten mit bestimmten kardiovaskulären Erkrankungen ist Vorsicht geboten — Rücksprache mit dem Kardiologen kann nötig sein.
- Vor dem Test sind keine besonderen Nahrungs- oder Medikamentenrestriktionen nötig, es sei denn, Ihr Arzt gibt spezielle Anweisungen.
Ablauf des Schwellkörperinjektionstests
- Aufklärung: Der Arzt erklärt Wirkungsweise, Risiken und Alternativen und holt die Einwilligung ein.
- Messung der Basissituation: Blutdruck und Herzfrequenz werden oft aufgezeichnet.
- Injektion: Mit einer feinen Nadel wird eine kleine Medikamentendosis in einen der Schwellkörper (Corpus cavernosum) injiziert.
- Beobachtung: Die Erektion entwickelt sich in der Regel innerhalb von 5–20 Minuten. Dauer und Härte der Erektion werden dokumentiert.
- Eventuell ergänzende Tests: Manchmal wird im Anschluss eine Duplex-Sonographie durchgeführt, um Blutfluss und -verlust (veno-okklusive Funktion) zu beurteilen.
Wie werden Ergebnisse interpretiert?
Die wichtigsten Ergebnis-Szenarien:
- Volle, lang anhaltende Erektion: spricht für intakte Gefäßfunktion im Penis; psychogene Ursachen werden wahrscheinlicher.
- Kurze oder schwache Erektion: kann auf venösen Leak (Venenschwäche) oder arterielle Durchblutungsstörung hinweisen.
- Keine Erektion: deutet auf ausgeprägte Gefäß- oder Nervenstörung hin; andere Ursachen wie falsche Dosierung werden ebenfalls geprüft.
Die Kombination aus klinischer Untersuchung, SKIT-Ergebnis und ggf. Duplex-Sonographie liefert die beste diagnostische Aussage.
Risiken und Nebenwirkungen
- Schmerzen an der Einstichstelle (meist gering)
- Priapismus (langanhaltende, schmerzhafte Erektion) — selten, aber medizinischer Notfall; es gibt Gegenmaßnahmen
- Hämatom/Bluterguss
- Narbenbildung bei wiederholten Injektionen
- Allergische Reaktionen (sehr selten)
Die Durchführung in einer urologischen Praxis oder Klinik mit Erfahrung minimiert Risiken. Bei Symptomen wie stärkerer Schwellung, Schmerzen oder Dauererektion sollten Sie sofort ärztliche Hilfe suchen.
Nachsorge und Selbstinjektion (SKAT)
Gelingt die Erektion durch die Injektion, kann in vielen Fällen die Selbstinjektion (Schwellkörperautoinjektionstherapie, SKAT) als Therapie erlernt werden. Der Arzt zeigt die richtige Technik, Dosierung und Hygiene. Patientenschulung reduziert Fehler und Komplikationen.
Alternativen
- Orale PDE-5-Hemmer (Sildenafil, Tadalafil u. a.)
- Vakuumpumpen oder Peniskompressionsringe
- Gefäßchirurgische Verfahren (bei spezifischem Gefäßbefund)
- Penisprothesen bei therapieresistenter erektiler Dysfunktion
Häufige Fragen (kurz)
- Tut die Injektion weh? Meist nur ein kurzer Stich; Schmerzen sind meist gering.
- Ist der Test sicher? Bei sachgemäßer Durchführung ja; seltene Komplikationen werden in der Praxis behandelt.
- Übernimmt die Krankenkasse die Kosten? In vielen Fällen ja, insbesondere wenn medizinisch indiziert; bei privatärztlichen Zusatzleistungen (IGeL) kann es abweichen.
Wann zum Urologen?
Suchen Sie einen Urologen auf, wenn Erektionsstörungen regelmäßig auftreten, die Lebensqualität beeinträchtigen oder Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen vorliegen. Der Schwellkörperinjektionstest ist eine sinnvolle Option, wenn Erstmaßnahmen nicht den gewünschten Erfolg bringen oder die Ursache unklar bleibt.
Weiterführende Informationen finden Sie unter anderem auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Urologie: dgu.de oder in patientenorientierten Portalen wie NetDoktor.
Wenn Sie möchten, kann ich Ihnen eine kurze Checkliste für das Gespräch mit dem Urologen erstellen oder ein Musterschreiben für Fragen an die Krankenkasse zuschreiben.