Wenn Fett plötzlich wächst: Wann und wie man Lipohypertrophie operativ behandeln kann
Lipohypertrophie kann das Wohlbefinden und die Körperform stark beeinträchtigen. Dieser Artikel erklärt, wann eine Operation sinnvoll ist, welche Methoden angewendet werden und worauf Betroffene achten sollten.
Was ist Lipohypertrophie?
Lipohypertrophie bezeichnet eine lokale Vermehrung des Unterhautfettgewebes, die häufig an Beinen, Hüften oder Oberarmen auftritt. Im Gegensatz zum Lipödem fehlen bei reiner Lipohypertrophie oft typische Schmerzen oder ausgeprägte Druckempfindlichkeit. Dennoch kann die Formveränderung zu körperlichen Einschränkungen, psychischer Belastung und Problemen beim Anpassen von Kleidung führen.
Abgrenzung: Lipohypertrophie, Lipödem, Adipositas
- Lipohypertrophie: meist lokalisierte Fettvermehrung ohne die klassischen Schmerzen des Lipödems.
- Lipödem: schmerzhafte, oft symmetrische Fettvermehrung mit Neigung zu Ödemen; kann genetisch bedingt sein.
- Adipositas: generalisierte Fettleibigkeit mit erhöhtem Körpergewicht, meist metabolischen Ursachen.
Die Unterscheidung ist wichtig, weil sie Einfluss auf Therapieentscheidungen hat — insbesondere, ob konservative Maßnahmen ausreichen oder ein chirurgischer Eingriff in Frage kommt.
Wann sollte man operativ eingreifen?
Eine Operation ist dann zu erwägen, wenn konservative Maßnahmen (Physiotherapie, Lymphdrainage, Kompression, Gewichtskontrolle) nicht ausreichen und die Fettvermehrung funktionelle Einschränkungen, wiederkehrende Hautprobleme oder starke kosmetische Belastung verursacht. Auch nach fehlendem Erfolg nicht-invasiver Therapien über mehrere Monate kann ein chirurgischer Eingriff sinnvoll sein.
Welche Operationsverfahren gibt es?
Die etablierte operative Behandlung bei Lipohypertrophie ist die Fettabsaugung (Liposuktion). Entscheidend ist eine gewebeschonende, lymphsparende Technik, um das Risiko einer Lymphstörung zu minimieren.
- Tumeszenz-Liposuktion: klassische Methode mit lokaler Anästhesie und infiltrierter Lösung; bewährt und weit verbreitet.
- Power‑assisted (PAL) / Vibrationsliposuktion: mechanische Unterstützung zur Schonung des Gewebes und effizienteren Fettentfernung.
- Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL): besonders gewebeschonend, gut geeignet bei Nähe zu lymphatischen Strukturen.
- Ultraschall- oder Laser-assistierte Verfahren (z. B. VASER): lösen Fett zuvor an; können Vorteile bei bestimmten Arealen bieten, erfordern aber erfahrene Operateure.
Wichtig ist, dass der Operateur Erfahrung mit lymphsparenden Techniken hat und bei Bedarf interdisziplinär (z. B. Lymphologen, plastische Chirurgen) beraten wird.
Vorbereitung und Diagnostik
Vor dem Eingriff erfolgt eine umfassende Untersuchung: Krankengeschichte, klinische Befunde, ggf. Ultraschall oder andere bildgebende Verfahren zur Ausschluss von Lymphödemen oder anderen Ursachen. Besprechen Sie Erwartungen, mögliche Komplikationen und den geplanten Umfang der Absaugung (ein- vs. mehrzeitig).
Risiken und mögliche Komplikationen
- Konturunregelmäßigkeiten und Dellen
- Serome (Flüssigkeitsansammlungen) und Nachblutungen
- Infektionen
- Empfindungsstörungen (paresthesien)
- Thrombose/Embolie (selten)
- Schädigung lymphatischer Strukturen mit Gefahr eines sekundären Lymphödems — daher lymphsparende Technik wichtig
Die sorgfältige Auswahl des Verfahrens und eines erfahrenen Teams reduziert diese Risiken deutlich.
Nachsorge und Erholungszeit
Nach der Fettabsaugung sind Kompressionskleidung, Schonung und häufig Lymphdrainage wichtig. Erste Erholungstage erfordern Schonung; leichte Alltagsaktivitäten sind meist nach wenigen Tagen möglich. Sport sollte schrittweise ab etwa 4–6 Wochen wieder aufgebaut werden. Das endgültige Ergebnis zeigt sich oft erst nach 3–6 Monaten.
Kosten und Kostenübernahme
Die Kosten variieren stark je nach Umfang (Anzahl Regionen, OP-Dauer), Verfahren und Klinik. Für eine Region liegen die typischen Preise in Deutschland oft im Bereich von einigen tausend Euro; mehrere Regionen oder mehrstufige Eingriffe erhöhen die Kosten entsprechend. Bei reiner ästhetischer Indikation übernimmt die Krankenkasse in der Regel nicht. Liegt jedoch eine medizinische Indikation (z. B. ausgeprägtes Lipödem mit Therapieresistenz) vor, sind unter bestimmten Voraussetzungen Erstattungen möglich — dies wird individuell mit der Krankenkasse geprüft.
So finden Sie die richtige Klinik und den richtigen Arzt
- Suchen Sie Fachärzte für Plastische und Ästhetische Chirurgie mit Erfahrung in lymphsparenden Techniken.
- Fragen Sie nach Vorher‑Nachher-Bildern und Referenzen.
- Bestehen Sie auf einer ausführlichen Aufklärung und auf der Möglichkeit einer interdisziplinären Begutachtung (z. B. Lymphologe).
- Informieren Sie sich über Nachsorgeangebote: Kompression, Lymphdrainage, Physiotherapie.
Weiterführende Links und Quellen
Mehr Informationen finden Sie u. a. bei spezialisierten Kliniken und Lymphzentren, z. B.: Plastische Chirurgie Dr. Kerpen, Lymphologicum oder allgemeine Informationen zur Lipödem-/Lipohypertrophie-Behandlung bei spezialisierten Kliniken.
Fazit
Eine operative Behandlung kann bei Lipohypertrophie deutlich zur Formverbesserung und zum subjektiven Wohlbefinden beitragen. Entscheidender Schlüssel ist die richtige Indikationsstellung, die Wahl einer lymphsparenden Technik und ein erfahrenes Team. Lassen Sie sich in einer spezialisierten Sprechstunde individuell beraten, um Nutzen, Risiken und Alternativen abzuwägen.
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