Tomographie Auge: Moderne Bildgebung für Netzhaut, Sehnerv und Glaukomfrüherkennung
Die Tomographie am Auge liefert schichtweise Bilder von Netzhaut und Sehnerv — schmerzfrei, berührungslos und hochpräzise. Dieser Artikel erklärt gängige Verfahren, Einsatzgebiete, Ablauf, Vor- und Nachteile sowie Antworten auf häufige Fragen zur „Tomographie Auge“.
Die Begriffskombination „tomographie auge“ steht für verschiedene bildgebende Verfahren, die das Auge in Schichten darstellen. Besonders relevant sind die Optische Kohärenz-Tomographie (OCT), die Heidelberg Retina Tomographie (HRT) und die Scanning-Laser-Tomographie. Sie ermöglichen frühzeitige Diagnosen bei Netzhauterkrankungen, Makulaerkrankungen und Glaukom und unterstützen Verlaufskontrollen bei Therapieentscheidungen.
Welche Tomographie-Verfahren gibt es fürs Auge?
Optische Kohärenz-Tomographie (OCT)
Die OCT ist heute das verbreitetste Verfahren für die Netzhaut- und Makuladiagnostik. Sie nutzt nahinfrarotes Licht, um Schnittbilder der Netzhaut mit mikrometergenauer Auflösung zu erzeugen. Moderne Geräte liefern 3‑D‑Volumendaten, mit denen Schichtdicken (z. B. Retinal Nerve Fiber Layer, RNFL) quantitativ gemessen werden können.
Heidelberg Retina Tomographie (HRT) und Scanning‑Laser‑Tomographie
HRT verwendet einen schwachen Laser zur Höhenmessung der Netzhautoberfläche und des Sehnervenkopfes. Es ist besonders nützlich in der Glaukomdiagnostik und Verlaufskontrolle. Scanning-Laser-Verfahren ergänzen die Bildgebung durch topografische Informationen.
Fundus-Autofluoreszenz und fluoreszenzangiographische Tomographie
Manche Kliniken kombinieren Tomographie mit Autofluoreszenz (zur Beurteilung von Stoffwechselveränderungen der Netzhaut) oder Angiographie (zur Darstellung von Gefäßveränderungen). Diese Methoden sind oft ergänzend zur OCT.
Wofür wird die Tomographie am Auge eingesetzt?
- Diagnose und Verlaufskontrolle der altersbedingten Makuladegeneration (AMD)
- Erkennung und Überwachung von diabetischer Retinopathie
- Beurteilung von Makulaödemen und zentralserösen Retinopathie
- Glaukomdiagnostik: Messung der Nervenfaserschicht (RNFL) und Sehnervenkopf‑Topografie
- Postoperative Kontrolle nach Netzhautoperationen
- Erfassung struktureller Veränderungen bei seltenen Netzhauterkrankungen
Ablauf einer Tomographie-Untersuchung
- Anamnese: Kurze Besprechung der Beschwerden und Vorbefunde.
- Positionierung am Gerät: Kopfstütze, Blick auf Fixationspunkt.
- Automatische Aufnahme: Das Auge wird nicht berührt; Dauer meist 1–5 Minuten pro Auge.
- Auswertung: Der Augenarzt oder die Fachkraft wertet Schichtbilder und Messkurven aus.
In den meisten Fällen sind vorab keine Augentropfen nötig. Bei manchen Untersuchungen (z. B. Angiographie) oder bei kleinen Pupillen können Tropfen zur Erweiterung verwendet werden.
Vorteile und Grenzen der Tomographie
Vorteile:
- Berührungslos und schmerzfrei, keine Strahlenbelastung.
- Hohe Auflösung; quantitative Messwerte unterstützen objektive Verlaufsbeurteilungen.
- Früherkennung struktureller Veränderungen oft noch vor Symptombeginn.
Grenzen:
- Beurteilung ist abhängig von Bildqualität (z. B. durch Katarakt oder unzureichende Fixation beeinträchtigt).
- Fehldeutungen möglich — immer im klinischen Kontext (Anamnese, Gesichtsfeld, Ophthalmoskopie) interpretieren.
- Einige Befunde erfordern ergänzende Verfahren wie Angiographie oder Felduntersuchungen.
Wie werden Ergebnisse interpretiert?
Typische OCT-Befunde sind z. B. subretinale Flüssigkeit bei feuchter AMD, Verdickung oder Ausdünnung der RNFL beim Glaukom oder cystoide Veränderungen bei Makulaödemen. Moderne Software liefert Vergleichswerte mit Altersnormen und Verlaufsgrafiken. Wichtige Parameter sind:
- Retinadicke / Schichtdicke
- Volumen der Makula
- RNFL-Dicke und asymmetrische Veränderungen zwischen beiden Augen
- Topografie des Sehnervenkopfes
Die reine Bildanalyse ersetzt nicht die klinische Entscheidung; Veränderungen sollten in Kombination mit Sehschärfe, Gesichtsfeld und Augeninnendruck bewertet werden.
Häufige Fragen (FAQ)
Tut die Untersuchung weh?
Nein. OCT und HRT sind berührungslos und schmerzfrei.
Gibt es Nebenwirkungen?
Bei reiner OCT/HRT-Untersuchung sind keine Nebenwirkungen zu erwarten. Bei zusätzlicher Angiographie können allergische Reaktionen auf Kontrastmittel sehr selten auftreten.
Wie lange dauert eine Untersuchung?
OCT-Aufnahmen pro Auge dauern meist Sekunden bis wenige Minuten. Die gesamte Untersuchung samt Auswertung kann 10–30 Minuten dauern.
Ist Tomographie beim Augenarzt Standard?
In vielen Augenarztpraxen und Kliniken gehört die OCT zur Standarddiagnostik bei Netzhaut- und Glaukomverdacht. HRT und andere Tomographieverfahren werden ergänzend eingesetzt.
Tipps für Patienten
- Bringen Sie vorhandene Befunde, OCT-Bilder oder Arztbriefe mit — Vergleichswerte sind wichtig.
- Notieren Sie Veränderungen des Sehens (z. B. Verzerrungen, Gesichtsfeldeinschränkungen) vor dem Termin.
- Bei Augentropfen zur Erweiterung planen Sie eine Begleitperson für die Heimfahrt ein.
Weiterführende Links
- Wikipedia: Optische Kohärenz-Tomographie (OCT)
- Augenarztpraxis: OCT – Optische Kohärenz-Tomographie
- IGeL-Info: Heidelberg Retina Tomographie
Fazit
Die Tomographie am Auge ist ein unverzichtbares Werkzeug der modernen Ophthalmologie. Sie ermöglicht frühzeitige, objektive und wiederholbare Diagnosen bei Netzhaut- und Sehnervenerkrankungen. Bei Verdacht auf Makulaerkrankungen, Glaukom oder bei unspezifischen Sehverschlechterungen lohnt sich die Abklärung mit OCT oder anderen tomographischen Verfahren — am besten in Kombination mit einer vollständigen augenärztlichen Untersuchung.