3D‑EKG (Cardisiographie): Wie das dreidimensionale Herz‑Bild die Früherkennung verändert
Das 3D‑EKG kombiniert die bekannte EKG‑Aufzeichnung mit Vektoranalyse und KI‑Auswertung, um Herzkrankheiten früher und präziser zu erkennen. In diesem Artikel erfahren Sie, wie das Verfahren funktioniert, für wen es sinnvoll ist, welche Vorteile und Grenzen bestehen und wo Sie eine Untersuchung bekommen können.
Immer mehr Ärztinnen und Ärzte sprechen von „3D‑EKG“ oder Cardisiographie — einem Verfahren, das über das klassische 12‑Kanal‑EKG hinausgeht und ein räumliches Bild der Herzstromverteilung liefert. Anders als ein konventionelles EKG, das elektrische Aktivität in einzelnen Ableitungen darstellt, analysiert ein 3D‑EKG Vektoren und erlaubt so genauere Aussagen zur Durchblutung, Struktur und Erregungsleitung des Herzens.
Was ist ein 3D‑EKG (Cardisiographie / 3D‑Vektor‑EKG)?
Beim 3D‑EKG werden zusätzliche Ableitungen und Vektoranalyse verwendet, um elektrische Aktivität in drei Raumachsen zu erfassen. Moderne Systeme kombinieren diese Datenerfassung mit algorithmischer Auswertung bzw. künstlicher Intelligenz (KI), weshalb Begriffe wie „KI‑gestütztes 3D‑EKG“ häufig auftauchen. Ein bekanntes Produktfeld in Deutschland firmiert unter Bezeichnungen wie Cardisio® oder Cardisiographie.
Wie funktioniert die Messung?
- Die Aufzeichnung erfolgt in Ruhe — ähnlich wie beim normalen EKG. Zusätzliche Ableitungen (z. B. erweiterte Brustwandableitungen) liefern mehr räumliche Informationen.
- Die Rohdaten werden in Vektoren umgerechnet, die die Richtung und Stärke elektrischer Ströme im Herzen beschreiben.
- KI‑Modelle oder spezialisierte Algorithmen vergleichen das Ergebnis mit Referenzdatenbanken, um Muster für Durchblutungsstörungen, koronare Herzkrankheit (KHK), Infarktnarben oder Leitungsstörungen zu erkennen.
Worin unterscheidet sich das 3D‑EKG vom klassischen EKG?
Hauptunterschiede sind:
- Räumliche Darstellung: 3D‑EKG liefert eine Vektor‑/Raumdarstellung statt nur zeitlicher Kurven.
- Erweiterte Diagnostik: Höhere Sensitivität bei der Detektion von Durchblutungsstörungen und strukturellen Veränderungen.
- KI‑Unterstützung: Automatisierte Auswertung kann Ergebnisse schneller und oft genauer einordnen.
- Aufwand: Messung dauert nur wenige Minuten, ist aber minimal aufwendiger als ein Standard‑EKG.
Für wen ist ein 3D‑EKG sinnvoll?
Das Verfahren eignet sich insbesondere für:
- Patienten mit Verdacht auf koronare Herzkrankheit, bei denen ein Ruhe‑EKG nicht eindeutig ist.
- Vorsorgeuntersuchungen bei Risikopersonen (z. B. Diabetes, Raucher, familiäre Vorbelastung).
- Monitoring nach Herzinfarkt oder bei bekannten strukturellen Herzerkrankungen.
- Hausärztliche Praxen und Vorsorgezentren, die eine schnelle, nichtinvasive Zusatzdiagnostik wünschen.
Welche Vorteile bietet das 3D‑EKG?
- Höhere Sensitivität und oft bessere Erkennung früher Ischämien als beim Ruhe‑EKG.
- Schnelle, ambulante Durchführung ohne Belastungstest oder Kontrastmittel.
- Automatisierte Berichte und KI‑Hinweise erleichtern die Entscheidungsfindung.
- Gut geeignet als Screening‑Tool in der Primärversorgung.
Grenzen und Kritikpunkte
- Kein Ersatz für bildgebende Verfahren (z. B. CT, Herzkatheter) bei definitiver Diagnostik.
- KI‑Modelle sind abhängig von Trainingsdaten — Ergebnisse müssen immer klinisch eingeordnet werden.
- Nicht überall verfügbar; Qualität kann zwischen Anbietern variieren.
- Bei Unsicherheiten sind weitere Tests (Belastungs‑EKG, Myokardszintigraphie, Koronarangiographie) notwendig.
Was sagen Studien und Hersteller?
Herstellerangaben (z. B. Cardisio) berichten über hohe Sensitivität (>90 %) zur Erkennung von Koronarer Herzkrankheit in Studien mit ausgewählten Patientengruppen. Unabhängige Publikationen und Praxisberichte bestätigen, dass die 3D‑Vektor‑Analyse zusätzliche Hinweise liefert, besonders bei unauffälligen Standard‑EKG‑Befunden. Wichtig ist: Die Evidenz wächst, aber klinische Beurteilung bleibt zentral. Für weiterführende Informationen und Anbieter lassen sich Seiten wie Cardisio, Praxisbeschreibungen (z. B. Stadtwaldpraxis Köln) oder Informationsseiten zur Cardisiographie heranziehen.
Ablauf, Dauer und Kosten
Die Messung dauert meist 5–15 Minuten. Nach der Aufzeichnung erfolgt die automatische Auswertung; ein Arzt bespricht die Ergebnisse. In vielen Fällen wird die Leistung privat oder als IGel (individuelle Gesundheitsleistung) angeboten — die Kosten variieren je nach Praxis. Manche Kassen übernehmen die Untersuchung nur bei konkretem Verdacht oder im Rahmen bestimmter Programme.
Sicherheit und Nebenwirkungen
Das 3D‑EKG ist nichtinvasiv und schmerzfrei. Es gibt keine strahlenbedingten Risiken, da elektrische Signale und keine bildgebenden Strahlen verwendet werden. Hautirritationen durch Elektroden sind selten.
Wo kann ich ein 3D‑EKG bekommen?
Viele Hausarzt‑ und Kardiologiepraxen bieten mittlerweile Cardisiographie oder 3D‑Vektor‑EKG an. Anbieter und Informationen finden Sie z. B. auf:
- Cardisio (Hersteller)
- Praxisberichte (Beispiel Stadtwaldpraxis Köln)
- Überblicksartikel und Angebote (Medneo)
Häufige Fragen (FAQ)
Ersetzt das 3D‑EKG andere Herzuntersuchungen?
Nein. Es ist ein ergänzendes Diagnose‑ und Screening‑Instrument. Bei auffälligen Befunden sind weiterführende bildgebende und invasivere Untersuchungen nötig.
Ist das Ergebnis sofort verfügbar?
Ja — die automatische Auswertung liegt in der Regel innerhalb weniger Minuten bis Stunden vor; die ärztliche Einschätzung folgt meist noch am gleichen Tag.
Ist das 3D‑EKG für jeden geeignet?
Grundsätzlich ja, da es nicht invasiv ist. Die Indikation sollte jedoch ärztlich gestellt werden, besonders bei bekannten Herzkrankheiten.
Fazit
Das 3D‑EKG (Cardisiographie / 3D‑Vektor‑EKG) erweitert die konventionelle EKG‑Diagnostik sinnvoll: durch räumliche Vektoranalyse, erhöhte Sensitivität bei bestimmten Störungen und durch KI‑gestützte Auswertung. Es ist ein nützliches Screening‑ und Zusatztool in der Primärversorgung, ersetzt aber nicht die weiterführende bildgebende Diagnostik bei bestätigtem Krankheitsverdacht. Wenn Sie Risikofaktoren für Herzkrankheiten haben oder unsichere EKG‑Befunde bestehen, sprechen Sie mit Ihrer Hausarztpraxis oder einem Kardiologen über die Möglichkeit einer Cardisiographie.