Belastungs-EKG: Was 150 Watt über Fitness und Herz sagen können
Kurz, klar, nützlich: Viele Patientinnen und Patienten fragen sich, was es konkret bedeutet, im Belastungs‑EKG 150 Watt zu erreichen. Dieser Artikel erklärt, wie 150 Watt einzuordnen sind, wie die Untersuchung abläuft und welche Diagnosen oder Folgen daraus entstehen können.
Was ist ein Belastungs‑EKG und warum wird es gemacht?
Das Belastungs‑EKG (Ergometrie) ist eine standardisierte Herzuntersuchung unter körperlicher Belastung. Ziel ist es, Herzrhythmus, Blutdruck und EKG‑Veränderungen unter steigender Anstrengung zu beobachten, um z. B. Durchblutungsstörungen (koronare Herzkrankheit), belastungsabhängige Rhythmusstörungen oder die Leistungsfähigkeit zu beurteilen. Weiterführende Informationen zur allgemeinen Durchführung finden Sie z. B. bei NetDoktor oder in klinischen Übersichten wie Medizinio.
Was bedeutet 150 Watt praktisch?
150 Watt auf dem Fahrrad‑Ergometer ist eine mittlere bis gute Belastungsstufe. Typische Alltagsaktivitäten lassen sich wie folgt grob einordnen:
- 25–50 Watt: normales Gehen, langsames Radfahren
- 75–100 Watt: zügiges Gehen, Treppensteigen
- 125–150 Watt: schnelles Joggen oder zügiges Radfahren
Wer bei der Ergometrie 150 Watt erreicht, zeigt meistens eine gute Ausdauerleistung. Die Einordnung hängt jedoch stark von Alter, Geschlecht, Körpergewicht und Trainingszustand ab.
Watt in VO2 / METs umrechnen (Faustformel)
Eine gebräuchliche Näherung für die Sauerstoffaufnahme (VO2) auf dem Fahrradergometer lautet:
VO2 (ml/kg/min) ≈ (10.8 × Watt / Körpergewicht in kg) + 7
Beispiel: Bei 70 kg Körpergewicht ergibt 150 Watt: (10,8 × 150 / 70) + 7 ≈ 30 ml/kg/min ≙ ca. 8,6 MET. Das entspricht moderater bis guter kardiorespiratorischer Leistungsfähigkeit.
Wie läuft ein Belastungs‑EKG ab?
- Vorbereitung: Ruhe‑EKG, Blutdruckmessung, kurze Anamnese.
- Belastung: Start häufig bei 25–50 Watt, in Stufen (z. B. 25 W alle 2–3 Minuten) bis zur Zielbelastung oder bis zum jeweiligen Abbruchkriterium.
- Überwachung: EKG kontinuierlich, Blutdruck in Intervallen, Erfassung von Symptomen.
- Nachbeobachtung: Abklingen der Werte, Besprechung der Ergebnisse.
Die Gesamtdauer beträgt meist 10–20 Minuten; die aktive Belastungsphase etwa 8–12 Minuten. Wird bei 150 Watt angehalten, spricht das für eine höhere Belastbarkeit als beim Abbruch schon bei 75–100 Watt.
Welche Befunde können bei 150 Watt auftreten und was bedeuten sie?
- Keine EKG‑Veränderungen, stabile Blutdruckreaktion: günstiger Befund, oft keine weiterführende Diagnostik nötig; Beratung zu Bewegung und Risikofaktoren.
- ST‑Senkungen oder -Hebungen: Verdacht auf belastungsabhängige Myokardischämie → oft weiterführende Abklärung (z. B. Myokardszintigrafie, CT‑Koronarangiographie oder invasive Koronarangiographie).
- Pathologische Blutdruckreaktion: starker Anstieg (> 250/120 mmHg) oder Blutdruckabfall unter Belastung → Risiko, Abklärung und ggf. Therapieanpassung.
- Arrhythmien oder Synkope: sofortiger Testabbruch und weitere kardiologische Diagnostik.
Wann ist 150 Watt besonders aussagekräftig?
Die Aussagekraft ist hoch, wenn die Belastung ausreichend ist, um typisch auftretende Beschwerden oder EKG‑Veränderungen zu provozieren. Bei gut trainierten jungen Personen sind 150 Watt häufig noch submaximal; bei älteren oder weniger trainierten Patienten kann 150 Watt bereits große Anstrengung bedeuten. Wichtig ist immer das Verhältnis zur erwarteten Leistung (Alter, Geschlecht, Gewicht).
Risiken und Kontraindikationen
- Akuter Herzinfarkt, instabile Angina pectoris, dekompensierte Herzinsuffizienz und andere akute Zustände sind Kontraindikationen.
- Mögliche Komplikationen während der Untersuchung sind selten, umfassen Rhythmusstörungen, Blutdruckentgleisungen oder (sehr selten) ischämische Ereignisse.
- Sicherheitsmaßnahme: Arzt, EKG‑Monitor und Notfallausrüstung sind während der Untersuchung vorhanden.
Vorbereitung auf den Termin
- Bequeme Sportkleidung und Schuhe mitbringen.
- Medikamente: Fragen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt, ob Blutdruck‑ oder Herzmedikamente vorübergehend abgesetzt werden sollen.
- Keine schweren Mahlzeiten direkt vor dem Test, kein Koffein bei manchen Tests (nach Absprache).
Was tun nach dem Befund?
Je nach Ergebnis können Maßnahmen folgen:
- Normales Ergebnis: Empfehlung zu körperlicher Aktivität und Kontrolle von Blutdruck, Blutzucker, Lipiden.
- Verdacht auf Ischämie: weiterführende bildgebende oder invasive Abklärung.
- Arrhythmien oder Blutdruckprobleme: medikamentöse Anpassung, weitere Monitoring‑Untersuchungen.
Fazit: Wie interpretiere ich "150 Watt"?
150 Watt sind ein sinnvoller Marker für eine mittlere bis gute körperliche Leistungsfähigkeit. Die klinische Bedeutung hängt vom individuellen Kontext ab: Alter, Körpergewicht, Trainingszustand und Beschwerden während der Untersuchung. Ein Belastungs‑EKG bis 150 Watt liefert wichtige Hinweise auf Herzfunktion und Durchblutung — bei Auffälligkeiten folgt die gezielte weiterführende Diagnostik.
Bei konkreten Fragen zu Ihrem Befund oder zur Vorbereitung auf ein Belastungs‑EKG sprechen Sie am besten direkt mit Ihrer kardiologischen Praxis. Weiterführende Informationen und typische Belastungsstufentabellen finden Sie u. a. bei Kardiologie‑Praxis und PraktischArzt.